Die Anfangsjahre – eine neue Idee!
Nicht nur der Drang zur Freizeitgestaltung, sondern vor allem die Begeisterung zur Idee des schon 1852 verstorbenen Turnvater Jahn war es, die nach der Jahrhundertwende auch die jungen Männer in Nordhausen zusammengeführt hat, um unter denkbar primitivsten Verhältnissen ihre jugendliche Kraft in turnerischen Übungen zu messen und sich in ihrer körperlichen und geistigen Haltung zu üben.
Die Begeisterung dafür führte im Jahre 1907 – das genaue Gründungsdatum ist leider unbekannt und auch das Gründungsjahr wurde erst 1967, nachdem der Verein lange Zeit die Jahreszahl 1912 im Namen trug, festgelegt – zur Gründung des damaligen Turnvereins Nordhausen. In Ermangelung finanzieller Mittel bestanden die ersten Turngeräte aus Eisenstangen. Mit einer Darlehensaufnahme gelang es letztlich aber doch, auch einen Barren zu kaufen. Unter Vorstand Friedrich Rechkemmer und Albert Conte sowie den Turnwarten Albert Rechkemmer, Karl Volz und Ludwig Orcellet wurden im Sommer in der Lehmgrube und im Winter in einer Scheune mit der Sturmlaterne die Turnstunden abgehalten. Der Erfolg blieb nicht aus. Schon ein Jahr nach der Vereinsgründung wurde 1908 das Gauturnfest in Heilbronn besucht. Im Jahre 1911 wurde beim Gauturnfest in Schwaigern ein 2. Preis errungen. Die Turner marschierten dorthin zu Fuß; an der Spitze der von Mitbegründer Karl Conte D. S. eingeübte Spielmannszug mit Hörnern, Trommeln und Pfeifen. Sonntagnachmittags wurde bei der Kreuzung in der Ortsmitte unter der Linde Schauturnen abgehalten. Als Reck dienten zwei verankerte Eichenpfosten, an denen die Reckstange befestigt war.
Die Trommler übten im Winter in den „Kellerle“ in den Hängen an der Straße nach Hausen – nicht weil sie akustisch störend wirkten, sondern in Ermangelung eines anderen Raumes, der Schutz gegen die Kälte bot. So hat unser Turnverein schon zur damaligen Zeit in der Gemeinde seine Aufgabe zu erfüllen verstanden, wie sie ihm in einem vorliegenden von Schriftführer Ernst Weidenmann unterzeichneten Schriftsatz von 1913 aufgezeichnet war: „Gelegenheit und Anleitung zu geregelten Turnübungen zu geben, als Mittel zur körperlichen und sittlichen Kräftigung sowie zur Pflege deutschen Volksbewusstseins.“ Schon damals stärkte die Abhaltung von Weihnachtsfeiern und Turnfesten die von Ernst Perrot verwaltete Kasse und brachte ihren Beitrag zur Geselligkeit. Das Vereinsleben wurde durch den 1. Weltkrieg nicht nur gestört, sondern zum größten Teil lahm gelegt, da zahlreiche Vereinsmitglieder zur Reichswehr eingezogen wurden. Dass der Verein zu dieser Zeit schon eine Rücklage zur Schaffung eines Turnplatzes oder einer Turnhalle von 100 Mark satzungsgemäß festgelegt hat, soll nicht unerwähnt bleiben.